Einfach schwanger? Wie erleben Frauen die Risikoorientierung in der ärztlichen Schwangerenvorsorge?

Verlag: Mabuse-Verlag; Auflage: 1 (Juli 2005)

Preis: 16,90 €

ISBN-10: 3935964978

ISBN-13: 978-3935964975

Inzwischen gelten in Deutschland zwischen 60 und 80 Prozent der werdenden Mütter als risikoschwanger. Welche Rolle spielt dieser Risikobegriff in der ärztlichen Vorsorge und was macht er mit den jeweiligen Frauen? Diesen Fragen gehen die beiden Autorinnen, Hebammen und Diplom-Berufspädagogin bzw. Diplompflegepädagogin nach und das äusserst fundiert. Sie beleuchten zunächst den Begriff Risiko, sowie die Definition von Risiken, Charakteristiken der Beurteiler, so wie das Risikokonzept in der Gesundheitsversorgung. Anschließend zeigen sie die Ursprünge der Schwangerenvorsorge seit dem Deutschen Kaiserreich bis in die Gegenwart auf, um anschließend den Fokus auf den Forschungsstand zu richten und schließlich anhand von 12 Leitfadeninterviews der Frage nach zu gehen: Wie erleben Frauen die Risikoorientierung in der ärztlichen Schwangerenvorsorge in Deutschland? Als Antworten erhalten wir das, was uns schon seit langem unser gesunder Menschenverstand sagt: Schwangerenvorsorge findet in der Regel in einem naturwissenschaftlich-technisch geprägtem ärztlichen Kontext statt. Ein solches System zementiert eine Sichtweise von Schwangerschaft und Geburt, die erst retrospektiv als normal beurteilt werden kann. Diese Sichtweise wiederum rechtfertigt und fördert den Einsatz medizinischer Überwachung und Interventionen. Das Vertrauen der Frauen in sich und ihren Körper wird untergraben und damit die Abhängigkeit von einem ExpertInnenurteil gefördert. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass die Rate an Frühgeburten trotz weiterer Intensivierung und Technisierung nicht gesenkt werden konnte. Dieses Konzept scheint also Grenzen zu haben beziehungsweise eine Ergänzung zu brauchen, beispielsweise mittels Hebammenvorsorge, die sich in einem viel umfassenderen Gesundheitsverständnis ausdrücke, da sie sich nicht nur auf das frühzeitige Erkennen von Risikofaktoren begrenze. Kritisch bemerken die Autorinnen aber auch, dass zu einer guten Hebammenvorsorge eine umfassende Ausbildung, sowohl an Hebammenschulen, als auch als Weiterbildungsmöglichkeit notwendig ist und einer solchen Entwicklung auch Zeit eingeräumt werden sollte. Selbstverständlich ist für die beiden Wissenschaftlerinnen auch die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation einer solchen Vorsorge. Dem Buch ist reichliche Verbreitung bei intensivem Lesen und Umsetzen zu wünschen!