Julia`s Geburt

Julia unser 3. Kind wurde am 03.01.2012 bei uns zu Hause geboren. Nachdem unsere erste Tochter vor 8 Jahren in der Klinik geboren wurde ist dies nun nach unserem dreijährigen Sohn die zweite Hausgeburt. 

Nach dieser Erfahrung war uns bei meiner erneuten Schwangerschaft sofort klar, dass wir erneut eine Hausgeburt wollten. 

Bei Martina fühlten wir uns wieder in den besten Händen und waren froh sie regelmäßig bei uns als Hausgeburtshebamme begrüßen zu dürfen. Im Nachhinein empfanden wir die Zeit vor der Geburt dieses mal viel kürzer, eingespannt in den täglichen Tagesablauf durch Kinder und die Selbständigkeit meines Mannes verging die Zeit wie im Flug. 

Bereits in der 32. Woche hatte ich häufiger Vorwehen wobei mir Martina durch regelmäßige Gespräche während der Vorsorge viel Sicherheit vermittelt hat. Wir hatten uns schon so auf eine Hausgeburt eingestellt, dass ich sehr froh war als ich die 37. SSW wieder geschafft hatte. Unsere ersten beiden Kinder kamen alle genau drei Wochen vor dem errechneten Termin zur Welt.

Nach der vollendeten 37. SSW hat mein Mann Marcus dann den Geburtspool aufgebaut und die restlichen Dinge wurden vorbereitet. Ständig fragte nun unser Sohn Hendrik: „Tun wir jetzt geburzen“ (gemeint: gebären). Unsere Tochter Fabienne durfte nun Ihr neu ausgebautes Zimmer im DG beziehen und der Platz für den neuen Erdenbürger war ebenfalls fertig hergerichtet.

Zwei Tage später war es dann auch schon soweit, wieder knapp 3 Wochen früher. Kurz nach 19.00 Uhr als ich gerade mit einer Freundin telefoniert und Ihr zur Geburt Ihres Sohnes gratuliert hatte gingen bei mir die Wehen los. Am Anfang bin ich noch hin und hergelaufen und dachte, dass diese morgen früh bestimmt vorüber sind. Innerhalb der nächsten halben Stunde jedoch wurden die Wehen so stark, dass es für uns eindeutig war, dass unser Kind noch heute zur Welt kommen wollte. Marcus hat sofort die Großeltern verständigt um die Kinder abholen zu lassen. Kurz danach hat er dann Martina informiert und ich war mir sicher, dass sie am besten sofort kommen sollte. Nach deren Ankunft waren die Wehen dann schon so heftig dass ich schnell wusste: “Ich möchte in den Pool, und zwar sofort“. Nach ca. 5 Minuten Wartezeit war dann genügend Wasser eingelassen um die Wehen dort zu veratmen. Ich spürte nun trotz der einerseits entspannenden Wirkung des Wassers einen unheimlichen Druck nach unten. Die Fruchtblase muss sofort zu Beginn im Wasser aufgegangen sein. Dieses Mal hatte ich keine Angst vor dem „Loslassen“, ich fühlte wie ich mit jeder Wehe/Welle mitging und nach unten atmete. Schon kurz nachdem ich im Wasser war spürte ich das Köpfchen. Nun darf es nicht mehr lange dauern, sagte ich mir, da ich diese heftigen Wehen sonst nicht mehr aushalte. Im Krankenhaus wäre es wahrscheinlich ein leichtes gewesen hier auf eine PDA oder gar einen Kaiserschnitt umzuschwenken um den Schmerz in diesem Augenblick zu umgehen. Doch können wir dann auch stolz auf die Geburt zurückblicken es alleine geschafft zu haben und uns hierdurch weiter entwickeln? Wollen wir das wirklich, ganz fremdbestimmt gebären? 

Mit der Vorstellung wie das Kind geboren wird ließ ich mich auf jede Welle ein und atmete unser Kind im Vierfüßlerstand ans Licht der Welt. Als Martina mir die Kleine dann in den Arm legte konnte ich es kaum fassen wie schnell alles ging. Dieses Mal hat es kein zwanghaftes Pressen meinerseits gegeben und dennoch bzw. gerade deswegen war unsere Tochter nach ca. 2 Stunden Wehen geboren. Mir erschien es als hätten das Baby und ich/mein Körper dieses Mal noch viel mehr zusammen gearbeitet.

Nach der Geburt hatte ich im Vergleich zu Hendriks Geburt keine Kreislaufprobleme, was sicher auch mit dem noch harmonischeren Geburtsverlauf zu tun hatte. 

Gegen 21.30 Uhr hat Marcus dann den Großeltern mitgeteilt dass sie nun wieder mit den Kindern kommen könnten, wobei diese im ersten Augenblick von einem „Fehlalarm“ ausgingen und sagten dass sie dennoch bei Ihnen schlafen könnten:,)

Mit den Wehen zu arbeiten und nicht dagegen, den Schmerz nicht zu bekämpfen sondern zu akzeptieren, sich nicht zu verkrampfen und mit der eigenen Vorstellungskraft zu arbeiten, hat mir die Erfahrung einer selbstbestimmten und vollkommenen Geburt gegeben. Der ganze Geburtsvorgang war für mich dieses Mal noch viel bewusster und noch eindeutiger von mir selbstbestimmt. Ich wusste sofort dass ich ins Wasser wollte, welche Geburtsposition für mich ideal war, tastete regelmäßig das Köpfchen und wusste wie ich für mich am besten die Wehen verarbeiten sollte.

Wir sind glücklich und dankbar dass wir dieses Wunder der Natur wieder erleben durften und unsere Familie jetzt zu fünft ist.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass mehr Menschen den Sinn einer natürlichen Geburt hinterfragen und erkennen, den Mut haben ihrem Körper zu vertrauen um am Ende stolz auf die selbstbestimmte Geburt zurückblicken zu können– als Vorbild für unsere Kinder.