Ein sehr harmonisches Wochenbett

Schon zweimal hatte ich in jeweils verschiedenen Kliniken entbunden, doch war ich nicht so wirklich glücklich damit gewesen - einmal hatte ich drei Hebammen gehabt, einmal gar keine (sie kam - unverschuldet- zu spät). Einmal  wurde mir vorsorglich ein Zugang gelegt, den ich nicht brauchte und der mir aber starke Schmerzen verursachte und zu allem Überfluss störte mich die "Krankenhausatmosphäre", die mir wegen anderer Klinikaufenthalte sehr bekannt war, doch immer mehr. So war es, als unsere dritte Schwangerschaft feststand, ein schneller und eher pragmatischer Entschluss, eine Hausgeburt zu versuchen und übers Internet fand ich den Kontakt zu Martina. Auch wenn ich mich anfangs kaum inhaltlich mit dem Thema "Hausgeburt" beschäftigte, war ich erst einmal heilfroh über ihre Vorsorge bei uns zu Hause, die mir die nervenaufreibenden Termine beim Frauenarzt, schwanger und mit tobendem Kleinkind, ersparten. Auch die Möglichkeit, bei Problemen anrufen zu können, empfand ich als sehr entlastend, ganz zu schweigen von dem "Fehlstart", als wir fälschlicherweise dachten, die Geburt ginge los: Martina kam noch am Sonntag Abend angebraust, so dass ich nicht in die Klinik fahren musste.

Unser Sohn kündigte schon einige Tage vorher seine Geburt an, doch leider nutzte ich dies nicht, um mich etwas zu schonen, so dass ich am Vorabend des Geburtstags ziemlich erschöpft war, als ich - wieder einmal - leichte Wehen verspürte. Ich rief Martina an, um ihr zu sagen, dass es nun doch bald losginge, da es diesmal "richtige" Wehen seien, doch entschieden wir, noch abzuwarten, da sich alles noch recht ruhig verhielt. Ich beschloss also, noch eine Runde zu schlafen. Gesagt, getan und gegen vier Uhr morgens hatte ich nur noch ganz leichte Wehen in zwanzigminütigem Abstand. Jetzt wurde ich ärgerlich und ungeduldig, da ich heute noch ein Kind bekommen und nicht immer nur mit Wehen "herummachen" wollte! Prompt wurden kurz darauf die Wehen ziemlich stark und um sechs Uhr morgens rief ich Martina an und weckte meinen Mann auf. Die Kinder schienen zu spüren, dass was in der Luft hing und standen eine halbe Stunde später auf. Sie freuten sich riesig, dass endlich das Baby kommen sollte und fügten sich bereitwillig in den ungewohnten Morgenablauf. Es war schon etwas seltsam, ihnen während der Wehen beim frühstücken zuzusehen, aber ich meinte, dass es zur Geburt ja noch lang hinginge. Um sieben Uhr war Martina da und die Kinder wurden von der Babysitterin abgeholt. Martina ermutigte mich, loszulassen und mich zu öffnen, was mich total überraschte, da ich das Gefühl hatte, dass es noch lange nicht "soweit" sei. Das CTG wurde geschrieben und mein Mann wurstelte im Schlafzimmer herum, um noch ein wenig herzurichten. Ich merkte, dass ich angespannt und aufgedreht war und Angst vor den Schmerzen hatte. Eigentlich wollte ich nur noch in mein Bett und mich ausschlafen, doch liegend waren die Wehen nicht auszuhalten. Martina half mir beim Tönen und ermutigte mich immer wieder, sowohl zurückhaltend als auch bestimmt. Es war schließlich das Vertrauen auf ihre Erfahrung, das mich all meinen Mut zusammen nehmen und das tun ließ, was ich in diesem Moment am allerwenigsten wollte: Ich kämpfte nicht mehr gegen die Schmerzen an, holte mir vom Himmel ganz viel Hilfe, arbeitete mit den Wehen mit und nach kurzer Zeit und einigen heftigen Wehen wurde um acht Uhr zwölf unser Sohn geboren.

Ich war total stolz auf mich, dass ich die Geburt geschafft hatte und mich überwunden hatte, mit den Wehen "mitzugehen", obwohl mir doch so gar nicht danach war. Dies ist übrigens das, was ich aus diesem Geburtsereignis gelernt habe: Dass man dann stark ist, wenn man sich nicht stark fühlt und eine Sache (in diesem Fall das Mitarbeiten mit den Wehen) dennoch durchzieht. Ich hätte das allerdings nicht geschafft, wenn ich mich nicht so sehr auf meine Hebamme Martina hätte verlassen können, die ich kannte und der ich vertraute.

Aus diesem Grund war ich heilfroh, dass ich nicht schon wieder allein an einem fremden Ort unter fremden Menschen sein musste, sondern mich von Martina führen lassen konnte und "nach dem Sturm" wieder mit einem süßen Baby im Arm in mein gemütliches Bett klettern durfte. Im Gegensatz zu den beiden Klinikgeburten war ich - nach einem wunderbaren Sektfrühstück -  auch sehr schnell wieder ziemlich fit und musste auch keine Dammverletzung beklagen. Es gab keine Brüche - rein ins Auto , rein in den Kreißsaal, dann Krankenzimmer und irgendwann heim und wieder von vorn anfangen. Auch mein Mann war froh, dass ihm die Krankenhausbesuche erspart blieben und er sich gleichmäßig um Frau und Kind und die anfallenden Erledigungen kümmer konnte. Am Nachmittag feierten wir alle zusammen eine Geburtstagsparty am und im Bett. Die großen Kinder waren begeistert von ihrem Brüderchen und sausten immer mal wieder kurz ins Schlafzimmer, um nachzusehen, ob noch alles in Ordnung wäre, was mich aber ob der Kürze der Besuche nicht störte. So verlebten wir ein sehr harmonisches Wochenbett und unser kleiner Sohn wuchs langsam und stetig in die Familie hinein.