Endlich Hausgeburt - Im zweiten Anlauf hat es geklappt!

Im zweiten Anlauf hat es nun endlich mit der geplanten Hausgeburt geklappt und darüber sind wir sehr glücklich und auch erleichtert. Unser erster Sohn Pepe sollte eigentlich auch schon Zuhause auf die Welt kommen und es war soweit auch alles vorbereitet, dann entschied er sich aber, 17 Tage vor Termin zu kommen. So früh hatte ich nicht mit ihm gerechnet und großkotzig habe ich zu Martina gesagt, dass sie ruhig eine Woche in den Urlaub fahren kann und ich keine Vertretung brauche, da Pepe jetzt sowieso noch nicht kommen würde. Tja, klarer Fall von zu weit aus dem Fenster gelehnt und verkannt, dass ich in dieser Lebensphase den Ton nicht mehr selbst angebe. So blieb uns nichts anderes übrig, als ins Krankenhaus zu fahren und Pepe dort zur Welt zu bringen. Es hat dann auch trotzdem alles auf natürlichem Wege geklappt, allerdings mit einer PDA und es hat sehr lange gedauert. Wahrscheinlich auch deshalb, weil es für mich schwer war hinzunehmen, dass es jetzt doch nichts mit der Hausgeburt wird.
Ich hatte das Gefühl, als geplante Hausgeburtsmutter und durch die intensiven Vorsorgetermine mit Martina, aufgeklärter zu sein und auch deshalb dort eine gute Behandlung zu genießen. Bis zu meiner Hausgeburt war ich auch ganz zufrieden mit der Klinikgeburt. Um eine grandiose Erfahrung reicher, sehe ich die Klinikgeburt mittlerweile in einem anderen Licht. Zum einen habe ich nun erfahren wie es ist, wenn ich mich ganz fallen lassen kann, weil ich mit Martina eine Hebamme gefunden habe, der ich sowohl menschlich als auch fachlich voll und ganz vertraue. Außerdem empfinde ich sie als gewachsenen Menschen, bei dem ich nicht das Gefühl habe, dass ihr eigene schmerzhafte Erfahrungen im Weg stehen und sie hemmen, mich durch die Geburt zu begleiten. Was für mich sehr wichtig ist! In der Klinik hatte ich eine sehr nette Hebamme, bei der ich rückblickend denke, dass sie nicht darauf eingegangen ist, was ich für eine Frau bin, wie weit ich noch gehen kann und ob ich in der Lage bin die Geburt auch ohne Schmerzmittel zu schaffen, sondern sehr schnell auf mich eingewirkt hat, mir doch durch eine PDA Erleichterung zu verschaffen. Ich will klarstellen, dass ich die Entscheidung zu einer PDA selbst und aus freien Stücken getroffen habe und auch niemand anderem dafür die Verantwortung übertragen will. Aber genau deshalb, war die Hausgeburt auch so eine tolle Erfahrung. Ich konnte ganz mit den Wehen mitgehen und musste nicht noch meinen Kopf eingeschaltet lassen um zu scannen: „Mit wem hab ich es hier zu tun?“ (Und ich hatte insgesamt drei verschiedene Hebammen und zwei verschiedene Ärztinnen). Die Hebammen haben meiner Einschätzung nach zu wenig gemerkt, wie schwer es mir fiel mich darauf einzulassen, dass es jetzt zu einer Klinikgeburt kommt und nicht wie geplant zur Hausgeburt. Rückblickend denke ich, dass mich das sehr gehemmt hat und ich deshalb auch selbst die Geburt so noch in die Länge gezogen habe. Wie man in der Sozialen Arbeit so schön sagt, wurde ich nicht „da abgeholt wo ich stehe“. Und das ist  mein Anspruch an die Geburt bzw. die Hebammen. Vielleicht viel verlangt, aber das bin ich mir wert, in diesem sehr intimen und außergewöhnlichen Moment im Leben.

Unser Rio kam dann wie gesagt Zuhause auf die Welt - und hatte es dabei recht eilig. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er seine Nabelschnur viermal um den Hals gewickelt hatte. Ich wachte nachts um 2.45 Uhr an Wehen auf, die gleich so heftig waren, dass es mich nicht mehr im Bett hielt. Zehn Minuten später weckte ich meinen Mann, der dann auch schnell Martina anrief, die dann um 3.30 Uhr bei uns war. Mittlerweile waren die Wehen schon im zwei Minutentakt da. Dann ging alles ganz schnell. Die Fruchtblase ist geplatzt, die Presswehen setzten bald ein und um 4.26 Uhr war unser Rio Levi auch schon da. Sein großer Bruder Pepe (2), nur durch einen Vorhang von uns getrennt, hat die gesamte Geburt verschlafen und kam erst um 5.30 Uhr, um seinen „Babybruder“ anfänglich ungläubig zu begutachten und ihn letztlich zu knutschen,„smusen“ und willkommen zu heißen. Mein Mann hat dann noch Brötchen geholt und um 6.30 Uhr saßen wir mit Martina und meinen drei Männern am Frühstückstisch.
Während der Geburt gab es zwei Besonderheiten, grünlich verfärbtes Fruchtwasser und die vierfache Nabelschnurumwicklung um den Hals und damit verbunden ein Abfallen der Herztöne gegen Ende der Geburt. Mit diesen beiden Besonderheiten hätte ich in der Klinik wahrscheinlich nicht so schnell und unkompliziert unseren Rio gebären können. Und das nicht nur weil eine Klinik meist den vermeintlich sichereren Weg einschlägt (was oft für die Frau einen Kaiserschnitt bedeutet), sondern auch weil ich gleich hellhörig geworden wäre und mich nicht mehr hätte fallen lassen können und so die Geburt auch selbst verzögert hätte. Und bei den abfallenden Herztönen war es wichtig, dass es schnell geht, was mit Martinas Unterstützung hervorragend funktionierte. Gott sei Dank müssen wir uns diesmal darüber aber keine Gedanken machen und konnten direkt unser neues Glück zu viert genießen. Wir sind sehr dankbar für diese tolle Erfahrung und die perfekte Begleitung im Voraus und im Nachhinein. Ein fettes Dankeschön an Martina!
Sarah Knispel