Warum eine Hausgeburt? - Warum nicht?

Wenn mich heute, gut anderthalb Jahre nach der Geburt unseres Sohnes, noch jemand fragt „Warum eine Hausgeburt?“, kann ich nur zurückfragen: „Warum nicht?“.

Das Gegenargument, das mir am häufigsten, in verschiedenster Couleur, begegnete, war, dass es im Krankenhaus eben sicher sei. In den meisten Fällen hatten sich die Frauen noch gar nicht mit dem Thema Hausgeburt befasst, und die Abwehrhaltung kam rein aus dem Bauch heraus. Ich muss gestehen, meine Entscheidung für eine Hausgeburt kam auch aus dem Bauch heraus. Und nach unserem ersten Treffen mit unserer Hebamme Martina Eirich und dem späteren Besuch ihres Infoabends waren mein Mann und ich uns sicher, das ist unser Weg.

Wichtig war mir, dass Martina und wir uns während der völlig normal verlaufenden Schwangerschaft gut kennen lernen konnten. Ihre Besuche und Vorsorgeuntersuchungen waren keine Routine, sondern persönlich und intensiv. Bei Entscheidungen, welche Untersuchungen und Tests beim Arzt nötig sind, zeigte Martina uns verschiedene Wege auf und hielt uns zum kritischen Hinterfragen an. Das schätzte und schätze ich heute noch sehr – wie schnell nimmt man doch die Aussage eines Arztes hin, ohne sich gründlich zu informieren.

Immer wieder stelle ich mir die Frage, warum die meisten Hausgeburten so schnell und problemlos verlaufen und die Frauen eher positiv an ihr Geburtserlebnis zurück denken.

Für mich lautet die Antwort, ich konnte mich fallen lassen. Ich vertraute Martina, auch dass sie im Notfall sofort reagieren und uns rechtzeitig ins Krankenhaus verlegen würde. Denn es ist gut zu wissen, dass Ärzte da sind, falls Schwierigkeiten auftreten.

Martina war die ganze Zeit für mich da und hat sich völlig auf mich eingelassen, ohne ihre eigene Klarheit zu verlieren. Somit konnte ich mich auf mich und meinen Körper konzentrieren und ganz bei mir sein. Dieses Loslassen und Entspannen trägt sicher dazu bei, dass weniger Komplikationen auftreten und sich die Geburt nicht gar so in die Länge zieht. 

Auch das Wochenbett zu Hause verlief sehr schön und, dank der Fürsorge unserer Familie, auch sehr entspannt. Einige meiner Freundinnen wollten nach der Geburt so schnell wie möglich vom Krankenhaus nach Hause, weil sie die Unruhe dort als stressig empfanden. Ständig käme jemand, um das Essen zu bringen, sauber zu machen, Blutdruck zu messen und und und. Das konnte ich nachvollziehen und es lies mich schmunzeln, denn welche Ruhe hatten wir zu Hause, in unserem eigenen Umfeld! Wer wacht nicht gerne im eigenen Bett auf oder benutzt lieber sein eigenes Bad. Und dank meines „Nesttriebs“ hatte ich am Tag der Geburt noch das ganze Haus geputzt, so dass ich mir darum nun wirklich keine Sorgen machen musste.

So konnten wir die ersten Stunden und Tage ganz ungestört und innig verbringen.

Alles in Allem, hätte ich mir keine schönere Geburt vorstellen können. Dafür bin ich sehr dankbar! Ich kann nur jeder Frau wünschen, dass sie die Möglichkeit hat, den für sie richtigen Geburtsort zu finden und sich dafür zu entscheiden. Leider ist es keine Selbstverständlichkeit, dass unsere Hebammen Hausgeburten anbieten und leider werden ihnen auch immer mehr Steine in den Weg gelegt. Es ist wunderbar, dass Martina ihren Beruf mit solcher Leidenschaft ausübt und sich von dem Kampf gegen kritische Ärzte, steigenden Versicherungen und die geringe Unterstützung der Politik nicht unterkriegen lässt. Was wäre es für ein Verlust für unsere Region, solch eine starke, kompetente, pragmatische und liebevolle Frau als Hebamme zu verlieren.

Danke Martina für diese wunderbare gemeinsame Zeit!

Nina, Roland und Joah