Charlotte

Warum wir zur Geburt nach Deutschland kamen-Charlotte!

In meiner ersten Schwangerschaft liess ich mich lediglich von einem Frauenarzt begleiten,mit dem Thema Geburt setzte ich mich recht wenig auseinander. Die Schwangerschaft verlief super-also was sollte schon schief gehen!die Geburt meines Sohnes endete nach einem Hebammenwechsel,etlichen Presswehen und warten auf den zuständigen Arzt in einem Notkaiserschnitt. Alles war sehr unpersönlich,irgendwie nach „Schema F“ und ich fühlte mich dem völlig „ausgeliefert“.

Nach 7 Jahren planten Schorsch und ich unser erstes gemeinsames Kind. Ich wurde auch sofort schwanger und gleich zu Beginn stellte sich für uns die Frage wo unser Kind zur Welt kommen sollte. Wir leben in einem andalusischen Bergdorf,die nächste gute Klinik etwa 45 min. entfernt und ehrlich gesagt konnte ich mir nochmals eine Klinikgeburt nur sehr schwer vorstellen. Allerdings war es mir trotzdem sehr wichtig unnötige Risiken zu vermeiden und ich wusste keine kompetente Hebamme in unserer Nähe. Als ich im 4.Monat war mussten wir für 3 Monate nach Deutschland. Dort recherchierte ich im Internet nach Hausgeburtshebammen und kam so auf Martina Eirich.

Schon beim ersten Gespräch sprang der „Funke“ über-wir hatten unsere Hebamme gefunden:Fachlich sehr kompetent ,und trotzdem wurde das Zwischenmenschliche sehr gross geschrieben. Sie verstand meine Wünsche und Ängste. Nachdem wir unnötige Risiken wie eine Kollidierung meiner Sectionarbe mit der Plazenta durch einen Ultraschall ausschliessen konnten und auch meine Fachärztin für Epilepsie(ich hatte die Medikamente wegen geplanter Schwangerschaft abgesetzt) mir keine Krampfbereitschaft diagnostizierte,stand nun fest,dass wir zu dritt in die Hausgeburt gehen wollten. Ein Freund war bereit uns eine Wohnung für diese Zeit zur Verfügung zu stellen(diese lag sogar nur 30 min. von Martina entfernt).Wir reisten zunächst einmal wieder nach Spanien ab,um den Rest der Schwangerschaft dort zu verbringen. Martina begleitete mich via E-mail,selbst meine Narbenbehandlung liess sich so durchführen. 4 Wochen vor Geburtstermin flog ich nach Deutschland, eine Woche später folgte Schorsch. Wir bereiteten uns in vielen langen Gesprächen mit Martina,aber auch alleine,auf dieses Erlebnis vor. Auch setzte ich mich nochmals mit meiner ersten Geburt auseinander.

Tja, und dann hiess es warten. Als sich selbst Tage nach Termin nichts tat,wurde ich nervöser. Martina beruhigte mich stets und die Gespräche mit ihr gaben mir sehr viel Kraft. Nach 10 Tagen über Termin lagen meine Nerven dann doch blank. Ich wusste ich hatte nicht mehr viel Zeit (nach 14 Tagen über Termin kommt eine Hausgeburt in der Regel nicht mehr in Frage) und ich sah bereits meinen Traum von einer Hausgeburt platzen. Also führten Martina und ich an diesem Vormittag nochmals ein sehr gutes Gespräch,in dem sie mir vorschlug anzunehem was komme,da ich ja doch kein Einfluss mehr darauf hätte,schlieslich habe ich alles nötige und mögliche getan. Dann untersuchte sie mich und war mit dem Ergebnis sehr zufrieden,mein Muttermund war bei 2,5 cm. Nach diesem Gespräch war ich völlig gelassen,beruhigt und entspannt. Ich versicherte Schorsch er könne mich ruhig alleine lassen um seine Besorgungen zu machen und beschloss mich ein wenig hinzulegen,da ich die Nacht zuvor sehr schlecht geschlafen hatte.

Um etwa 17.30 Uhr fingen meine Wehen an,die ich sofort als sehr stark empfand. Als sie nach einer halben Stunde bereits in recht regelmässigen Abständen von etwa 7 min. kamen,beschloss ich Schorsch zu benachrichtigen. Ich konnte die Wehen sehr gut im Stehen veratmen,in den Pausen lief ich ruhelos umher. Nach weiteren 30 min. traf Schorsch ein .Nun war es also endlich so weit,wir waren beide sehr erleichtert,aber auch nervös. Als die Wehen um 19.45 Uhr im 4 -minutentakt kamen und bereits mehr als 50 Sek. andauerten benachrichtigte Schorsch Martina. Sie fuhr sofort los und als sie bei uns ankam,lag ich bereits in der Wanne und versuchte mich zu entspannen.,dies gelang mir aber erst,als Martina mir zeigte wie ich Wehen vertönen konnte-unglaublich,welch eine Erleichteung! Mein Muttermund war bei Martinas Ankunft 8 cm geöffnet und es tat mir gut zu hören wie weit die Eröffnungsphase bereits vorangeschritten war. Nach einer halben Stunde spührte ich erstmals einen starken Druck,mein Muttermund war bei 9cm. Nach 1,5 Stunden in der Wanne und dem Blasensprung beschloss ich ins Wohnzimmer überzuwechseln,wo Schorsch schon alles für die Geburt vorbereitet hatte. Mein Muttermund war jetzt vollständig geöffnet und ich begann in der tiefen Hocke mitzuschieben. Zwischendurch legte ich mich auf eine Matratze zum ausruhen und schiebte auch dort einige Wehen mit. Auch lutschte ich mal einen Traubenzucker. Nach mehr als einer Stunde Mitschiebens glaubte ich mich am ende meiner Kräfte. Warum dauerte es solange?Würde es wieder so wie bei meiner ersten Geburt werden? Das waren meine Gedanken in den Pausen. Doch Martina wusste richtig damit umzugehen und „feuerte“ mich richtig an,was mir nochmals Antrieb gab. Als um 23 Uhr der Kopf geboren wurde fühlte ich ein starkes Brennen und glaubte gleich zu platzen-und dennoch:endlich war es soweit! Um 23.03 Uhr wurde unsere kleine Charlotte geboren. Ich befand mich in der tiefen Hocke und konnte sie so sofort sehen und auf den Arm nehmen. Es ist wohl schwer so einen Moment in Worte zu fassen. Als ich mit meiner Tochter auf der Matratze lag und Martina meinte ich müsse dann nochmal mitschieben,wegen der Plazenta dachte ich mir erst „oh nein“, doch empfand ich es dann eher als „erleichternd. Martina verriet mir erst nach der Geburt,dass ich ein Kind in Vorderhauptslage geboren hatte(sie wollte mich nicht demotivieren).Dies machte mich dann noch stolzer,war dies doch auch bei meiner ersten Geburt der Fall gewesen. Ich hatte lediglich einen kleinen Einriss erlitten,der nicht einmal einer Naht bedurfte.

Diese Geburt und auch das anschliesende Wochenbett in dieser Atmosphäre war wohl das schönste was ich je erleben durfte und ich kann nur sagen,dass sich aller Aufwand mehr als gelohnt hat.

Ich wurde nicht entbunden,ich gebar meine Tochter,dies hat mich sehr stark gemacht und wir haben Charlotte und uns den erdenklich schönsten Start ins Leben bereitet.