Die Geburt unserer Zukunft

Unser Weg ins Licht

 

Als mein Freund Christian und ich im Frühling erfahren haben, dass uns zu Heilig Abend ein Kind geboren wird, haben wir uns über diese Überraschung sehr gefreut. Wir träumten vor uns hin und malten uns Phantasien über die Schwangerschaft, die Geburt und unsere kleine Familie aus.

In meiner Vorstellung war Geburt etwas sehr Schönes, Heiliges und Vertrauenswürdiges. Der Gedanke an eine Hausgeburt, in harmonischer Atmosphäre mit vertrauten Menschen gefiel uns beiden und so suchten wir nach einer Hebamme, welche uns informiert und begleitet.

Nach einigen enttäuschenden Besuchen kamen uns schon mal Zweifel; auch wegen der Aggressivität zwischen Hausgeburtshilfe und Schulmedizin, welche uns neben unseren Vorstellungen von einer harmonischen und ganzheitlichen Geburtsvorbereitung doch verunsicherte.

Als wir Martina kennen lernten waren wir uns einig die richtige Hebamme für unsere Begleitung gefunden zu haben. Sie gab uns ein Gefühl von Sicherheit und informierte uns sachlich.

Die Vorsorge bestand bei ihr nicht aus routinemäßigen Untersuchungen, sondern aus interessanten und vertrauensvollen Gesprächen, bei denen Christian und ich die tieferen Aufgaben einer Schwangerschaft kennen und annehmen lernten. Martina begleitete uns wirklich ganzheitlich durch die Höhen und Tiefen, welche unsere Beziehung in der Schwangerschaft herausforderten und zusammen schafften wir es, dass Chris und ich der Geburt unserer Zukunft freudig gespannt begegneten.

 

21. Dezember 2007            Emily Joys´ Geburt

 

Bereits nach dem Aufwachen spürte ich leichte Wehen. Ich fühlte mich etwas unruhig und war froh als Martina vormittags zur Vorsorge kam. Mein Muttermund war noch verschlossen, was darauf schließen ließ, dass noch Zeit war.

Um uns zu entspannen gingen Christian und ich nach draußen und genossen die kühle und klare Dezemberluft und die eisige Sonne. Die Bewegung und vor allem die bewusste Wahrnehmung der Schönheit um mich herum (alles war mit glitzerndem Raureif bedeckt) haben mich innerlich beruhigt. Wir kamen an einen alten Baumriesen, wo wir verweilten. Dieser hat mir sehr viel Kraft und Zuversicht geschenkt.

Da die Wehen immer regelmäßiger und kräftiger wurden, ahnten wir dass es wohl doch heute soweit sein konnte. Dieser Gedanke brachte mich dazu alles noch intensiver wahrzunehmen und jeden Moment der inneren Verbundenheit mit unserem Kind zu genießen. Wir freuten uns über jede Wehe, weil sie uns dem lang erträumten Moment entgegenbrachten, unser Kleines in die Arme zu schließen und in seine Augen zu blicken.

Leider hatten wir nichts zu Trinken mitgenommen, denn die Wehen machten mich sehr durstig. Also sog ich noch einmal alle Energie, das Freiheitsgefühl und die Verbundenheit in mich ein und wir wankelten langsam nach Hause.

Dort angekommen trank ich viel Wasser und entdeckte auf der Toilette leichte Blutzeichnungen, welche nun jeden Zweifel besiegten. Da ich das Bedürfnis hatte mich zu bewegen, haben wir gemeinsam den Geburtsraum vorbereitet. Dabei wurden die Wehen zu höher und höher sprudelnden Wellen und es half mir mich weich schaukelnd-tanzend zu bewegen, nur nicht ruhig stehen und mich verkrampfen.

 

Um 16.50 Uhr riefen wir Martina an, um ihr die freudige Ankündigung der Geburt mitzuteilen. Wir kamen noch gut zurecht und ich wollte jetzt in die Badewanne. Wir würden uns wieder melden, wenn wir sie brauchen.

Christian zündete überall Kerzen an und legte meine Lieblingsentspannungsmusik (eine Aufnahme eines Rainbow-Festivals) auf. Erst wollte ich mich entspannt zurücklehnen, aber schon bei der ersten Wehe ging ich auf die Knie, um mich mit der Wehe mitbewegen zu können. Chris hielt meine Hand und half mir mich auf eine tiefe und entspannte Atmung zu konzentrieren.

In den Wehenpausen entspannte ich mich bei unseren weichen Küssen (echt guter Tipp Martina =), sammelte Kraft aus den spirituellen Gesängen und der Weichheit des Wassers mit der ich verschmolz.

Es kostete mich nun meine volle Aufmerksamkeit ganz bewusst zu atmen, wodurch der Schmerz deutlich nachließ.

Nach einigen weiteren kräftigen Wehen fühlte ich mich einen Moment etwas hilflos: die Minuten kamen mir endlos gedehnt vor und ich bekam Angst vor den unaufhaltsamen Wellen, welche mich nun vollkommen überschwemmten.

 

Um 18 Uhr rief Christian Martina an, die sich gleich auf den Weg machte.

Als sie ins Badezimmer eintrat beruhigte sich meine Unsicherheit sofort. Die nächste Wehe kam mir auch gleich nicht mehr so heftig vor und ich konnte sie gut veratmen. Martina untersuchte mich im Wasser und der Muttermund war bereits 6cm geöffnet. Sie riet mir aus der Wanne zu steigen, um das Eindrehen des Köpfchens ins Becken durch Bewegung zu erleichtern. Ich hatte etwas Angst vor dem zunehmenden Schmerzempfinden, aber das war der Weg der vor uns lag.

Während die beiden alles vorbereiteten, fühlte ich mich wie ein Tiger im Käfig,  welcher hin und her wandelt.

Bei den Wehen stützte ich mich auf Christians Rücken, während Martina mein Kreuzbein massierte und ich mich mit dem zunehmenden Druck weich in die Knie wiegte. In den Pausen trank ich Wasser und sammelte Kraft für die nächste Welle. Ich vergrub mich in Christians Rücken und unmerklich vergrub sich mein Bewusstsein in tiefere Sphären, weg von Verstand und Logik- hin zu Intuition und Vertrauen. Ich ließ alles los, alle Ängste und Befürchtungen, alle Kontrolle.

Ich spürte meine ureigene Kraft, welche unser Kind Wehe für Wehe voran schob.

Ich nahm Christian und Martina nur im Hintergrund wahr. Martina lobte mich bei jeder Wehe und ermutigte mich immer wieder eine andere Position (Hocke/r und 4-Füßer) auszuprobieren und mich zu trauen von meiner Kraft Gebrauch zu machen. Christian hielt meine Hände, atmete tief mit mir und in mich hinein.

Der Druck wurde immer stärker und ich schob mit. Ich wachse mit jeder Wehe! Martinas positive Bestärkungen und Christians Energie gaben mir sehr viel Kraft und Mut.

 

Meine Erinnerung an die Geburt besteht aus sehr intensiven Bildern und Gefühlen, wofür sich teils nur schwer Worte finden lassen. Das ist wohl das Heilige was jede Mutter nur für sich erleben kann und was Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes zu dem faszinierendsten Wunder des Lebens macht.

Als ich Emily Joy das erste Mal sah, sie unbeholfen aufnahm und an mich drückte, war ich völlig überwältigt von ihrer wunderschönen Vollkommenheit und auch Christian kullerten Tränen über die Wangen.

Gemeinsam feierten wir diese wunderschöne Geburt und bewunderten was aus Liebe wachsen kann.

                                                                                  Carolin, Christian und Emily Joy