Geburtsbericht von Ida, Martin und Nora

Als wir erfuhren, dass wir Nachwuchs bekommen, hätten wir nie im Leben daran gedacht eine Hausgeburt zu machen. Zunächst mussten wir uns erst einmal an den Gedanken gewöhnen Eltern zu werden, da  alles etwas überraschend für uns war.

Als wir uns mit einer Freundin unterhielten, die auch vor kurzem entbunden hatte, sagte sie zu uns, dass wir uns schon jetzt um eine Hebamme kümmern sollten, da es sonst schwierig wird eine zu bekommen. Wir selbst hatten daran noch gar nicht gedacht, da ich erst in der 12. SSW war und wir uns mit der Geburt selbst noch gar nicht beschäftigt hatten.

Daraufhin rief ich bei verschiedenen Hebammen an, ein paar erreichte ich gar nicht, andere wiederum waren am Entbindungstermin im Urlaub bis ich Martinas Nummer wählte. Vorher war uns nicht bewusst, dass sie nur Hausgeburten betreut. Martina bot uns ein unverbindliches Informationsgespräch an. Martin war anfangs etwas skeptisch und auch ich hatte noch meine Bedenken. Nach dem Informationsgespräch gab Martina uns eine Woche Bedenkzeit, da sie im August nur noch einen Platz frei hatte. Nachdem wir uns alles noch einmal in aller Ruhe überlegt hatten und unsere Bedenken und Sorgen, welche wir vorher hatten, durch das Gespräch mit Martina geklärt und besprochen wurden, entschlossen wir uns dazu, dass eine Hausgeburt für uns das Richtige ist.

Wir besuchten noch einen Informationsabend im Krankenhaus und schauten uns den Kreissaal  dort an. Danach waren wir froh, dass wir uns für eine Hausgeburt entschieden haben. Auch mit jedem Vorsorgetermin bei Martina wurde uns klarer, dass es die richtige Entscheidung war.

Ich ging dann nur noch zu den Ultraschalluntersuchungen zum Arzt. Die Schwangerschaft verlief problemlos und bei den Untersuchungen war auch alles soweit in Ordnung, wir freuten uns riesig auf unser Baby. Beim letzten Ultraschall jedoch bekamen wir einen Dämpfer verpasst. Die Ultraschalluntersuchung wurde von einem Vertretungsarzt durchgeführt, der mir dann auch gleich mitteilte, dass mein Bauch zu klein sei und mich fragte ob ich Raucherin sei, was ich nicht bin, da der Brustkorb unseres Kindes, welcher am Ultraschall vermessen wurde, zu klein sei. Er empfahl uns wöchentlich zur Kontrolle zu kommen. Total geknickt und voller Sorge machten wir uns auf den Heimweg. Zu Hause telefonierte ich mit Martina, die uns zum Glück gleich etwas beruhigen konnte. Wenig später entdeckte Martin im U-Heft, das der gemessene Wert nur um 3 Millimeter von der Normalkurve abwich. Auch unser Gefühl sagte uns, dass es dem Baby gut geht. Daher entschlossen wir uns, nicht zu der wöchentlichen Kontrolle zu gehen.

Die Wehen gingen dann nachts gegen halb eins los, anfangs dachte ich, es seien Senkwehen, weil ich das auch schon gegen Ende der Schwangerschaft immer wieder hatte. Als es jedoch nicht aufhörte, war mir klar, dass es los geht. Gegen zwei Uhr rief ich dann Martina an, die dann auch gleich kam. Ich hatte so alle 5-10 Minuten unregelmäßige Wehen. Der Muttermund war ein Zentimeter offen und die Fruchtblase war gesprungen, was ich gar nicht bemerkt hatte. Martina gab uns nach einer ausführlichen Herztonkontrolle den Rat uns noch einmal hinzulegen und so lange wie möglich zu schlafen. Martin schlief nochmal bis halb acht, ich dagegen konnte nur noch etwas dösen denn ich hatte ständig das Bedürfnis in Bewegung zu sein. Gegen halb neun kam Martina wieder, da hatte ich alle 2-3 Minuten Wehen, jedoch nur sehr kurze. Meine Füße waren eiskalt und Martina sagte mir, dass dies eine Wehenbremse sei. Also heizten wir meinen Füßen mit Kirschkernkissen ein. Von da an waren die Wehen stärker und auch länger.

Gegen  12.30 Uhr war der Muttermund nun 3-4 Zentimeter weit offen. Martina zeigte mir wie ich die Wehen richtig veratmen konnte. In der darauffolgenden Stunde ging der Muttermund bis auf 9 Zentimeter auf. Die meisten Wehen veratmete ich im  Vierfüßlerstand, wobei ich manchmal schon das Gefühl hatte mit schieben zu müssen. Nur am Rande bekam ich mit, dass Martina und Martin ständig am CTG rumhantierten, weil immer wieder mein Puls abgeleitet wurde und nicht der des Babys. Die Herztöne des Babys fielen jedoch immer mal wieder während der Wehen ab. Deshalb und wegen der schwierigen Ableitung wollte Martina mich in die Klinik verlegen, was mir zunächst gar nicht passte. Sie bestand jedoch darauf, worüber ich im Nachhinein froh bin, denn zu dem Zeitpunkt war mir nicht klar, dass es zu Hause so nicht weitergehen konnte, da wir nicht mehr sicher sein konnten, ob es dem Baby gut geht oder nicht. Also fuhren wir in die Klinik. Um 16.51 Uhr kam unsere Tochter Nora mit Hilfe der Saugglocke zu Welt. Der Arzt teilte uns danach mit, dass Nora ihren Ellenbogen am Kopf hatte und dass es deshalb nicht ohne Hilfe ging.

Obwohl wir der Hausgeburt anfangs etwas skeptisch entgegen standen würden wir uns sofort wieder dafür entscheiden, denn schon allein die Betreuung während der Schwangerschaft war super und nicht mit der Vorsorge beim Arzt zu vergleichen. Auch unsere anfängliche Unsicherheit, was ist wenn doch nicht alles glatt geht, war unbegründet. Dank der intensiven Hebammenbegleitung, die mir zeigte, wie ich die Wehen richtig veratmen konnte und stets an meiner Seite war ging der Muttermund zuhause bis auf den Muttermundsaum auf. So blieb mir zum Glück der Kaiserschnitt in der Klinik erspart, und wir konnten nach sechs Stunden mit unserer zwar etwas gestressten aber gesunden Tochter nach Hause gehen. Rückblickend sind wir froh darüber nicht auf den Frauenarzt, der wenige Wochen vor der Geburt die 3 Millimeter-Abweichung im Ultraschall festgestellt hatte, gehört zu haben, denn unsere Tochter war und ist kerngesund.