In letzter Minute drehte Finja sich

Unsere Tochter machte es bis zum Ende der Schwangerschaft recht spannend. Sie lag bis zur 36. SSW immer noch nicht in Schädellage. Da in Deutschland Steißgeburten laut Berufsordnung nur im Notfall, also bei raschen oder weit fortgeschrittenen Geburten von Hausgeburtshebammen begleitet werden dürfen, empfahl uns Martina eine Klinik für Außenwendungen und Steißlagengeburten aufzusuchen. Jedoch gaben wir so einfach nicht auf und versuchten es kurz vor dem Termin noch homöopathisch. Mit einiger Wehmut, dass es wohl nichts wird mit unserer Hausgeburt, begaben wir uns in die Klinik um hier gesagt zu bekommen, dass die Kleine jetzt richtig läge. Wir wussten in dem Moment nicht was wir sagen sollten und verließen überglücklich die Klinik. Natürlich riefen wir gleich Martina an um diese tolle Nachricht zu überbringen. Ich kann bis heute nicht genau sagen, wann sich unsere Tochter gedreht hat. Mein Mann taufte daraufhin die homöopathischen Kügelchen auf den Namen „Drehkügelchen“.

 

Nachdem wir uns doch auf eine Hausgeburt freuen durften, hielt es unsere Kleine wohl nicht mehr länger aus und wollte schon 8 Tage früher als errechnet auf die Welt kommen.

 

Am Vormittag ging ich noch in die Stadt, um letzte Besorgungen für die Geburt zu erledigen. Vielleicht innerlich schon ahnend, dass nicht mehr viel Zeit blieb. Am frühen Nachmittag ging ein Teil des Fruchtwassers ab und ich rief Martina an. Da sie ihr Auto zur Inspektion gebracht hatte, holte sie noch schnell ein Leihauto. Kein Problem, denn wir nutzten die Zeit um unsere begonnene Himbeermarmelade fertig zu kochen. Als Martina bei uns war und sah, dass es mit den Wehen noch nicht weit her war, half sie hier zuerst noch tatkräftig mit. Danach schauten wir uns an, was die Wehentätigkeit so machte.

 

Zwischenzeitlich informierte ich auch meinen Mann, der noch bei der Arbeit war. Er wollte gleich kommen, doch der Muttermund war erst 1 - 2 cm geöffnet und so blieb er noch etwas im Geschäft. Triefnass kam er dann am späteren Nachmittag mit dem Fahrrad nach Hause.

 

Es würde wohl schon noch etwas dauern, meinte Martina, aber sie glaube, dass wir am nächsten Morgen unser Kind schon in den Armen halten würden. Irgendwie war dieser Gedanke schon etwas komisch wenn nicht sogar eher befremdlich. Der kleine Mensch, der es jetzt schon fast 40 Wochen im Bauch ausgehalten hat, soll jetzt rauskommen und unsere Welt einfach so auf den Kopf stellen. Andererseits konnten wir es kaum erwarten unser Kind endlich zu sehen.

 

Durch ein homöopathisches Mittel versuchten wir, die Wehen etwas auf Trab zu bringen, so dass ab 20.00 Uhr die Wehen regelmäßiger wurden und wir entspannten uns etwas in der Badewanne. Hierdurch konnte ich mir etwas mehr Verschnaufpausen zwischen den einzelnen Wehen verschaffen und Kraft tanken. Gegen Mitternacht ging es dann langsam richtig los und wir verließen die Badewanne – irgendwie fühlten wir uns nicht mehr so richtig wohl im Wasser. Zwischenzeitlich hatten Martina und mein Mann das Wohnzimmer vorbereitet. Wo auch unsere Kleine schlussendlich in der tiefen Hocke um 1.40 Uhr zur Welt kam. Von dem Dammschnitt den Martina vornehmen musste merkte ich gar nichts und war im Nachhinein eher verblüfft. Dieser war jedoch notwendig, da unsere Kleine zum Schluss tiefe Herztonabfälle hatte, Ihre Nabelschnur war fest um den Hals. Bei den vorangegangenen Untersuchungen durch Martina klärte sie uns über die Notwendigkeit eines Dammschnittes auf und dass dieser nur im Notfall durchgeführt wird, da dieser die Geburt verkürzt. Gerade, wie in unserem Fall, wenn die Herztöne bei der Geburt sehr auffällig sind. Das Kind soll nicht zu lange gestresst werden.

 

Bei den Gesprächen mit Martina war es uns immer wichtig, dass nach dem Wohl des Kindes entschieden wird und waren selbstverständlich damit einverstanden. Noch etwas benommen begrüßten wir unsere Tochter auf dieser großen Welt – denn bis zum Schluss wussten wir nicht, welches Geschlecht unser Kind hat. Nachdem alles versorgt (Plazenta, Dammnaht, U1) und aufgeräumt war schlugen wir in unserem Wohnzimmer für die ersten Tage unser Tag- und Nachtlager auf. Wir fühlten uns hier an dem Ort der Geburt so aufgehoben und wollten den Zauber noch etwas nachwirken lassen. Ansonsten konnten wir unsere Kleine stundenweise nur anschauen und so manches Mal das Wunder immer noch nicht ganz begreifen.

 

Wir haben Martina viel zu verdanken, nicht nur für die Geburt sondern auch für die vielen Hilfen und Tipps während der Schwangerschaft, der Stillzeit, dem Wochenbett, ja genauer gesagt, bis heute. Wir möchten uns auch bei Martinas Familie bedanken, dass sie ihr die Möglichkeit gibt aus ihrem Beruf eine Berufung zu machen. Ohne diesen Halt und Unterstützung wäre es sicherlich nicht möglich, dass Martina so vielen Paaren ihr größtes Glück mit auf die Welt bringt – ihr/e Kind/er.

 

Zum Abschluss möchten wir noch anhängen, dass wir sehr stolz darauf sind, unsere Tochter zu Hause geboren zu haben. In der Zeit der Schwangerschaft und bis heute haben wir sehr viel lernen dürfen und so einige Erfahrungen gesammelt. Insbesondere mehr auf unser Gefühl zu achten als auf so viele Worte von außerhalb, die meinen, dass was sie sagen, wäre das einzig richtige (Ärzte nicht ausgeschlossen). Wir hoffen, dass wir diese gewonnenen Erfahrungen in so machen Lebenssituationen immer wieder gut gebrauchen können.