Krankenhauskoller vom 1. Kind

Als ich mit meinem 1. Sohn, Philipp schwanger war, wurde ich 2 Tage nach dem errechneten Termin von meinem Gynäkologen zur Geburtseinleitung ins Krankenhaus geschickt. Das CTG war fast immer eingeengt, darum sollte nicht länger gewartet werden. Dort erwartete mich eine lange Prozedur, irgendwie hatte ich angenommen ich würde mein Baby schneller in Händen halten. Aber das dazu wenn man ohne jeglicher Wehen schon im Krankenhaus sitzt – puh, war das langatmig. 3 Tage lag ich von meiner Freiheit beraubt wie ein Roboter angeschlossen ans CTG und das natürlich in vorgeschriebener Position. Nur für die Klogänge durfte man mich abstöpseln. So etwas passiert einem glaube ich nur einmal und das in Ahnungslosigkeit beim ersten Kind. Nachdem wir alle Klinikprogramme ausprobiert hatten wurde es letztendlich doch ein Notkaiserschnitt. Dass Philipp einen Herzfehler hatte wurde erst 1en Tag später erkannt. Durch den regen Hebammenwechsel war es gar nicht möglich, dass jemand bemerken konnte, dass irgendwas nicht stimmte. Beim Anlegen wäre es zutage getreten aber auch da, kam niemand vorbei und gab mir Hilfestellung beim Stillen. Bald folgte die Verlegung ins Stuttgarter Olgahospital zur OP, dies wurde mir während des Milch- Abpumpens zwischen Tür und Angel berichtet – Schock.

 

Schon bald war klar wir wünschen uns noch ein Kind, aber diesmal soll es ohne Krankenhauskoller sein. Mit postivem Schwangerschaftstest rief ich Martina Eirich an. Wir vereinbarten einen Kennenlerntermin und wollten von ihr Infos, wie eine Hausgeburt so abläuft.

Ich hatte vorher schon viel von ihr gehört, wie gut sie ist. Nebenbei ist sie auch noch die Ehefrau unseres geschätzten Hausarztes der uns homöopathisch wunderbar betreut. Und eine Frau, die so einen netten Mann hat, kann ja auch nur sympathisch sein ;-).

 

Die Begleitung durch Martina war sehr intensiv und vertraut wir haben uns sehr gut kennengelernt. Aber wir mussten auch alle Karten auf den Tisch legen, da gibt es keine Tabus. Das war extrem wichtig für so was Intimes wie eine Geburt in heimeliger Atmosphäre.

 

Martina hat uns mitbekommen wie wir sind und wie wir leben. Außer dem Glück und der Freude über die Schwangerschaft gab es auch Dinge aus vorausgeganener Schwangerschaft/ Krankenhaus zu verarbeiten in Verbindung mit hormonellen Schwankungen und sonstigen seelischen Höhen und Tiefen. Kein Vergleich zu einer anderen Hebamme, zu der man 1 x in der Woche für eine Stunde Becken schwingen zum Geburtsvorbereitungskurs hin geht – absolut nicht. Das ist wirklich der pure Luxus gewesen. Die Besuche ganz privat bei der ganzen Familie incl. sonstiger Extras wie z. B. Fußreflexzonenmassage. Patrick war in BEL und drehte sich aufgrund der Fußreflexzonenmassage und sonstigem Zuspruch brav in Schädellage.

 

Nie gab es Zeitdruck. Man hatte fast das Gefühl man wäre die einzige Schwangere die sie betreut, so aufgehoben ist man da!

 

Nur wenn sie mich an meine Fitness erinnert hat, bin ich manchmal pampig geworden, weil das meine Schwachstelle ist. Aber ich habe brav daran gearbeitet und es hat gut getan. Oh wie wichtig ist diese Ehrlichkeit, was wäre denn gewesen wenn ihr der Verlauf „scheißegal“ gewesen wäre und sie hätte gesagt, „Simone ruh Dich aus und iss abends 2 Tafeln Schokolade. Meistens hat man diese Selbsterkenntnis und hat nur Mangel an Durchführung. Man wird ein bisschen von seiner Hausgeburtshebamme ein paar mal psychologisch sehr wertvoll angeschubst und schon klappt es, frau will ja zeigen, dass sie es kann :-).

 

Meine 2. Schwangerschaft war viel aufgeklärter, ich wusste trotz vorheriger Literatur so Vieles nicht. Das hat sich jetzt geändert.

 

Die ersten leichten Wehen hat Philipp mit mir im Auto auf der Heimfahrt vom Geburtstagkaffee seines Patenonkels Marco veratmet und mitgezählt und dabei gelacht. Das war am 23. März am Spätnachmittag. Ab 18 Uhr wollte ich dann schon nicht mehr sitzen, am besten nur rum laufen. Ich rief Martina an und bat sie zu kommen. Daraufhin kam und untersuchte sie mich, meinte aber das dauert noch und fuhr wieder heim. Kaum weg ging es aber in vollen Zügen weiter. Tolle, richtige kräftige Wehen, die ich mit Freude veratmete. Endlich spüre ich Wehen, das durfte ich beim ersten Kind gar nicht erleben. Mein Mann wurde schon sichtlich nervös und schlug vor, Philipp über Nacht zu unserer Familienfreundin zu bringen. Was sich auch als gut erwies. Es ging doch etwas lauter zu, da hätte er wohl nicht schlafen können.

 

Als es dann auf die 20 Uhr zuging rief mein Mann nochmal bei Martina an, sie solle jetzt kommen.

 

Beim Eintreffen hatte ich keine großen Wehenpausen mehr die für ganze Sätze ausreichten. Der Geburtspool stand gefüllt in unserem Erker aber nach gemütlicher Poolgeburt wars mir nun doch nicht. Ich wollte rumzappeln und Bewegung haben und lehnte mich über mein geliebtes Trainingsgerät aus der Schwangerschaft „mein Hometrainer“, der jeden Abend 8 km mit mir durch die Gemeinde sauste :-).

 

Ich glaube wir hatten alle das Gefühl, dass es richtig gut vorwärts ging. Aber Martinas Untersuchungen die sie während einer Wehe machte plus CTG schreiben ergab, dass der Muttermund um 22.30 Uhr zwar auf 8 cm offen ist aber das Köpfchen vom Baby mittlerweile im Becken sein müsste. Weil dies nicht so war, hieß es ab ins Krankenhaus, wir können das Werk nicht daheim vollenden. Schade, aber es war vorher klar darüber gesprochen worden, unter welchen Umständen wir ins Krankenhaus wechseln. Martina fuhr mich mit ihrem Auto hin und blieb bei mir bis Peter mit unserem Auto da war und wir mit der diensthabenden Hebamme aklimatisiert waren, dies ging doch relativ schnell wahrscheinlich weil sie auch Simone heißt. Auf dem Weg zum Krankenhaus ging bei mir eine Schranke runter, die Wehen wurden so heftig, dass ich es einfach nicht mehr aushalten konnte. Dort wollten sie es noch auf dem normalen Weg mit mir probieren aber ich war nicht mehr zu Experimenten bereit. Schließlich wären wir nicht dorthin gefahren, wenn es normal geklappt hätte. Martina ist keine Kaiserschnittfreundin machte aber trotzdem klar, dass es anders nicht weiter geht. Gott sei dank hört man sogar im Krankenhaus auf sie und ich wurde nicht noch länger hin gehalten.

 

Juhuuu - am 24.03. um 0.18 Uhr war Patrick da, 4.150 g schwer und 53 cm lang. Unser Patrick wurde mit dem Down Syndrom geboren und aufgrund dessen hatte er eine Zusatzerkrankung mit dem Blut „vorübergehende Leukämie“. Wir sind sehr erschrocken über diese Bluterkrankung aber sie ist glücklicherweise wirklich ohne Therapie/ Chemo vorübergegangen. Wichtig war nur die Verlegung in eine Spezialklinik, da das Blut streng kontrolliert werden sollte. Auch freute ich mich nach unserer gemeinsamen Verlegung über unseren ersten Körperkontakt, den mir das vorherige Krankenhaus verweigerte. Dort gab es bisher wohl nicht viele Fälle wie Patrick so könnte ich mir die Übervorsichtigkeit erklären. In der Spezialklinik ging es sehr viel professioneller zu und die Mutter-Kind-Beziehung konnte dort wunderbar genährt werden. Das Stillen hat am 2. Tag schon geklappt. Die dortige Hebamme saß nur daneben und hat gestaunt. Ach ja, gestaunt deswegen, weil es für ein Kind das Trisomie 21 hat nicht üblich ist so toll an der Brust zu trinken. Man sagt den Kindern oft eine schlechtere Mundmotorik nach.

 

Ich kann nur allen Leuten die Hausgeburtsbegleitung mit Martina empfehlen, besser geht’s nicht!

 

Danke Martina, es war eine echt gute intensive Zeit. Wir freuen uns, dass wir Dich kennenlernen durften.

 

Grüße Deine Schusters aus Geislingen