An einem Sonntagabend im Mai wurde ich zuhause geboren.
Ich wuchs in der bayerischen Rhön auf und verdanke meine Naturverbundenheit dieser Zeit. Als Kind streifte ich ausgiebig durch die zahlreichen Wälder, Täler und Höhen dieser Landschaft. Abends las ich mich durch die Bibliothek.
Nach dem Schulabschluss entschied ich mich dazu, eine Ausbildung zur Krankenschwester zu absolvieren. Obwohl mir der Berufsberater andere Neigungen zusagte und es nicht versäumte, sich über diese Unterqualifizierung lustig zu machen, setzte ich mich durch und bereute meine Entscheidung nicht. Mir gefiel es, Menschen in außergewöhnlichen Situationen zu begleiten, ihnen Angst zu nehmen - auch beim Sterben. Die Gespräche mit Menschen an der Schwelle ihres Lebens gehören zu den fruchtbarsten meines bisherigen Lebens. Dabei fiel mir bei den Frauen auf, dass sie um eines besonders trauerten: Ihre nicht geborenen und ihre abgetriebenen Kinder.
Das Abitur legte ich anschließend nach zwei Jahren Oberstufe ab, studierte danach Psychologie und verwarf es ob seiner Theorielastigkeit wieder. Anschließend fesselte mich die Arbeit als Mitarbeiterin bei der Tageszeitung MAIN-POST in Würzburg.
Über Menschen zu schreiben war spannend, doch spannender fand ich es, mich nach drei Jahren im Rahmen meiner Hebammenausbildung an der Unifrauenklinik in Würzburg wieder der Praxis zuzuwenden. Ab dem ersten Tag im Kreißsaal war mir klar, dass ich nicht als Klinikhebamme geboren wurde und verbrachte von diesem Zeitpunkt an fast jeden freien Tag und jeden Urlaub während Praktika und Externaten bei erfahrenen Hausgeburtshebammen im In- und Ausland. Diese Erfahrungen brachten mich zurück an meine eigenen Wurzeln und verlangten mir eine ungeheure Menge an Selbstreflexion als Hebamme und Mensch ab, die in eine gesteigerte Menschenkenntnis, Frauen- und Familienfreundlichkeit mündeten. Mein weiterer Berufsweg war gebahnt: Als ganzheitliche arbeitende Hebamme begleite ich seitdem Schwangere in der Regel von Beginn der Schwangerschaft an. Meine journalistischen Jahre fließen als Anregung in diese Arbeit ein. Auch privat schließt sich der Kreis: Heute lebe ich mit meinem Mann und meinen vier Kindern, die ich ebenfalls mithilfe einer Hausgeburtskollegin zu Hause geboren habe, in einem malerischen Dorf in Hohenlohe.
Über die Jahre haben mich die Worte Jesu begleitet: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben im Überfluss haben“.
Dafür bin ich unendlich dankbar und gebe gerne weiter!