So schön fängt ein Tag an

Als sich unser drittes Kind ankündigte, mussten wir nicht lange überlegen, wo es zur Welt kommen sollte. Es sollte diesmal zu Hause auf die Welt kommen, da ich nicht gerne noch mal in ein Krankenhaus gehen wollte. Markus und ich waren uns sofort einig. Unsere erste Tochter kam im Krankenhaus zur Welt. 
Da ich eigentlich alles mit mir machen lies, weil ich ja nicht genau wusste was auf mich zukam, war es eine nicht so tolle Geburt. Am dritten Tag ging ich nach Hause. Zum Glück kannte ich Martina zu dieser Zeit schon, und sie kam zur Nachsorge meiner Tochter.
Unsere zweite Tochter kam ebenfalls im KH als ambulante Entbindung zur Welt. Diesmal gab ich den Ton an und sagte , wie und was ich wollte. Nach dieser Geburt habe ich gemeint, es wäre die schönste Geburt gewesen, die man sich nur vorstellen könnte, und wenn alle so wären, dann würde ich noch 10 Babys bekommen. Eigentlich hätte ich auch da schon eine Hausgeburt machen können. Leider habe ich Martina zu spät mitgeteilt ( 16 Woche) , dass ich ein Baby erwarte und eine Hausgeburt war nicht mehr möglich. Auch die Nachsorge konnte sie nicht mehr übernehmen, da sie ausschließlich Hausgeburten betreute.
Nach unserer zweiten Tochter meinte Markus zu mir, dass er diesen Stress nicht noch einmal mit macht. Ins Krankenhaus fahren, mich bei und während der Geburt unterstützen, danach nach Hause und kurz darauf wieder mit unserer Großen rein um uns abzuholen. Er meinte nur : Wenn wir ein drittes Kind bekommen, müsste ich mir was anderes überlegen, oder ich muss ein paar Tage im KH bleiben. Bei diesem Gedanken fuhr es mir durch und durch und ich hatte schnell eine Antwort: Dann bleibe ich daheim und bekomme das Baby zu Hause. Gute 2 Jahre später. Es war soweit. Ich war zum dritten mal schwanger und ich rief auch Martina sofort an, da wir uns einig waren, dass unser Baby zu Hause auf die Welt kommen sollte. Wir führten ein erstes Gespräch und informierten uns reichlich.

Martina kam nun alle vier Wochen zu uns, die mir immer sehr lange vorkamen.Sie zeigte mir auch in der 16 Woche, wie ich mein Baby schon abtasten kann.
Das war für mich ein Wunder, denn ich musste zum dritten male schwanger werden, dass mir jemand so etwas zeigt. Einfach genial und ich erfuhr noch so vieles mehr.
Nun war es soweit! Am errechneten Termin, Mittwoch den 2.Juli 2008, kam Martina nachmittags vorbei. Laut Befund und meinem Gefühl meinten wir es wird so auf das Wochenende so weit sein, da meine beiden Töchter auch 4 und 5 Tage über dem Termin waren.
An diesem Tag bekam meine Freundin ihren Sohn auch zu Hause in einem Geburtspool. Abends, so gegen 21.00 Uhr, telefonierte ich noch mit Ihrem Mann, und er war von diesem Geburtspool so begeistert, Martina natürlich auch, dass ich mir diesen ausleihen wollte. Er meinte, dass er mir den Pool auch noch kurz vorbeibringen könnte.
Da meinte ich aber noch zu ihm, dass es reicht, wenn ich ihn morgen Vormittag abhole.

Nach diesem Gespräch saß ich noch auf dem Sofa als ich um 22.30 Uhr ein leichtes ziehen spürte. Da dachte ich noch nicht daran, dass es schon losgehen könnte. Ich ging ins Bett um evtl.  noch ein wenig zu schlafen. Markus kam erst um 2 Uhr ins Bett und ich sagte zu ihm, dass ich auch noch nicht richtig geschlafen hatte, da ich das Gefühl habe, es tut sich was. Ich glaube , er nahm das , was ich sagte, gar nicht so richtig war. Aber ab diesem Zeitpunkt merkte ich, dass die Wehen einfach regelmäßig kamen.
Als seine Wecker um kurz vor 3 Uhr klingelten, bat ich ihn zu Hause zu bleiben. Unsere beiden Töchter waren ja auch in ihren Betten, um die hätte ich mich nicht auch noch kümmern können, wenn es schnell ging. Ich beschloss auch meine Mutter nicht anzurufen und unsere beiden weiter schlafen zu lassen. Ich dachte, es wird schon alles gut klappen.

Es war inzwischen 4 Uhr und es waren nach meinem Gefühl noch leichte Wehen. Ich hatte mir den Wecken neben mich ins Bett gelegt, dass ich sehen konnte in welchen Abständen nun die Wehen kamen. Um halb fünf hatte ich einen Punkt erreicht, wo mir mein Kopf sagte, jetzt ruf Martina an. Ich wollte mich nun in ihrer Anwesenheit  in guten Händen wissen. Als sie mich am Telefon hatte, sagte sie, dass sie sich gleich auf den Weg macht. Inzwischen  veratmete ich die Wehen im 4-Füßlerstand und mit leicht kreisendem Becken. So waren diese sehr gut zu ertragen.
Es war ein sehr gutes Gefühl, als Martina um 5 Uhr bei uns ankam. Mir kam es vor als wären es nur fünf Minuten gewesen. Um das Licht auslassen zu können, haben wir unsere Rollos ein wenig hochgezogen. Es war auch für mich ein toller Anblick morgens die Sonne aufgehen zu sehen.
Die Wehen waren nun schon stärker geworden und nach Martinas erster Untersuchung war der Muttermund 3 cm geöffnet. Nach einem kurzen CTG ging ich dann um kurz nach 5 Uhr in die Wanne,  die für mich sehr angenehm und entspannend war. Ich wünschte mir ja auch eine Wassergeburt . Ich fragte Martina, ob ich mein Baby in der Wanne bekommen kann, da es mir ja leider nicht mehr für den Pool reichte, den ich eigentlich an diesem Vormittag holen wollte. Es war überhaupt kein Problem. Ich musste nur mit meinem Po unten bleiben, da wir die Mindesthöhe von 50 cm nicht erreichten. 
Es dauerte nicht lange und ich spürte einen starken Druck nach unten. Da der Muttermund noch nicht vollständig geöffnet war, veratmete ich die Wehen. Es war kurz vor halb 5.
Nun deckten wir den Überlauf mit einem kleinen Handtuch ab und ließen in die Wanne noch so viel Wasser wie es ging. Nun stand meinem Wunsch nichts mehr im Wege.
Nach ca. weiteren 10 Minuten durfte ich schon leicht mitschieben. Nur noch 1 cm.
Bei der nächsten Wehe spürte ich innerlich ein  -knacken- und die Fruchtblase war geplatzt. Nach einer weiteren sagte Martina, dass sie viele dunkle Haare sieht.
Kurz darauf war das Köpfchen geboren. Nun schob ich noch einmal kräftig mit und unser Baby schwamm vor mir in der Wanne. Es war nun 5.50 Uhr.  Martina gab mir  unser Baby hoch, da ich es nicht konnte. Ich hatte das Gefühl , als hätte mir jemand die Arme festgebunden. Aber es ist nicht zu beschreiben, wie sich unser Baby im Wasser bewegte und herumschwamm.
Beim hochnehmen sah ich Martina, dass sie zwischen die Beinchen spickte, und sie hatte ein grinsen auf dem Gesicht. Als ich sie ansah nickte sie mir nur zu. Mein Gefühl über die ganze Schwangerschaft hat sich bestätigt. Es ist ein Junge. Wir nennen ihn Mika Raphael. Nachdem die Plazenta auch sehr schnell und ohne Probleme da war, machte ich mich auf den Weg ins Bett. Mir ging es sehr gut. Nachdem unsere beiden großen auch wach waren, frühstückten wir alle gemeinsam im Bett. Mika hat auch schon die erste kleine Mahlzeit hinter sich und  schlief seelenruhig bei mir im Bett. Schöner kann ein Tag doch gar nicht beginnen.

Für uns würde nie wieder etwas anderes in Frage kommen als eine Hausgeburt. Auch Markus hatte nie irgendwelche Bedenken. Es ist klar, dass  man sich Gedanken macht, wie z.B. was wäre, wenn während der Geburt Komplikationen auftreten usw. Aber solche Dinge können im Krankenhaus genauso geschehen wie irgendwo anders. Mittlerweile stehe ich den Krankenhausgeburten sehr kritisch gegenüber. Und dann soll mal einer sagen zwischen ambulanter und Hausgeburt gibt es keinen Unterschied. Aber dazu soll sich jeder selbst mal seine Gedanken darüber machen. Für mich ist es jedenfalls wie Tag und Nacht. 
Für uns steht fest : Ein so tolles Erlebnis kann man nirgendwo anders haben. Durch die Vertrautheit mit Martina, die tolle Begleitung in der Schwangerschaft und natürlich dann der Höhepunkt –Geburt- ist dies ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis.
Schade ist nur, dass alles so schnell vorbei ging und Martina bei uns nicht mehr ein und ausgeht. Wir hatten uns sehr an ihre Besuche und die tollen Gespräche gewöhnt.
Das alles wäre auf jeden Fall ein weiteres Kind wert !!!